Arbeiten auf Augenhöhe – oder darf das nur der Chef?

Was bei uns passiert

Die Antwort auf „Wellenreiten statt Internetsurf

Unser Chef Milan Uhe liebt und lebt das Arbeiten von überall. Ob im ICE auf dem Weg nach Berlin, im Flieger oder wie letzten Monat von Frankreich aus. Dort schrieb er zuletzt einen Blogbeitrag aus seinem Camper in Lorient. Ich schreibe heute einen Blogbeitrag aus einem Coworking Space in Canggu, Bali. Das Meer sehe ich nur aus dem vierten Stock und das bevorzugte Fortbewegungsmittel in Indonesien ist eher der Roller, jedoch teilen wir beide den Wunsch nach der großen, weiten Welt.

Alle sprechen stets von Digitalen Nomaden, New Work Ansätzen und dem Arbeiten von überall, vor allem dort, wo andere sonst Urlaub machen. Genau das wollte ich ausprobieren und stellte Milan Anfang November die entscheidende Frage: Vertraust du mir und lässt mich zwei Wochen höchst flexibel arbeiten? Und zwar von Bali aus? Ich hatte mit vielem gerechnet. Nicht aber mit einem unmittelbaren „Ja“, dass ich entgegengebracht bekam. Nichts wurde hinterfragt. Stattdessen bekam ich selbst noch Tipps zum Arbeiten mit Zeitverschiebung an die Hand.

Arbeiten von überall: Mitarbeit ohne Anwesenheit

Während meiner 14 Tage dachte ich oft darüber nach, was für mich Freiheit ist. Im Prinzip habe ich in diesem Zuge auch direkt die Antwort gefunden. Mein Vorgesetzter, sowie meine Kolleg:innen, die mir das Vertrauen schenken, mich zu jeder Tageszeit von unterwegs arbeiten zu lassen – das ist Freiheit. Selbstorganisation wird damit noch einmal auf ein anderes Level gehoben.

Werte und Normen, die zu einem passen

Freelance Partner hat in all der Zeit Werte geschaffen und lebt nach den Prinzipien des Ehrbaren Kaufmanns. Doch was bedeutet das konkret für das Arbeiten von unterwegs – vor allem wenn es das andere Ende der Welt ist? Ich habe meinen Kolleg:innen das Wort gegeben, zu einer bestimmten Tageszeit erreichbar zu sein und mich auch außerhalb der Abmachung schnellstmöglich auf E-Mails zurückzumelden. Das blinde Vertrauen, dass mir von unserem Team entgegengebracht wird, sehe ich dabei als Ansporn, allen gerecht zu werden. Am allermeisten mir selbst. Nach dem kategorischen Imperativ handelnd, signalisierte mir Milan schnell: „Wenn ich als Geschäftsführer eine Auszeit nehmen kann, dann können das auch meine Angestellten“. In meiner Vergangenheit war ich stets auf der Suche nach einem Job mit hohen Verdienstmöglichkeiten. Nach einiger Zeit und diversen Jobwechseln stellte ich jedoch schnell fest, dass es nicht mehr Geld ist, dass ich suche. Stattdessen suche ich vielmehr einen Job, in dem ich nicht innerhalb einer Woche ersetzbar bin und bei dem mir vollstes Vertrauen entgegengebracht wird.

Freiheit macht Macher?

Absolut! Wenn man der richtige Typ dafür ist. An einem Ort in der Sonne muss man nicht arbeiten. Man will es. Menschen, die hier in einem Coworking Space sitzen, wollen arbeiten, denn ansonsten könnten sie in nur wenigen Minuten zum Surfen am Strand sein und dort ihre Zeit vertreiben. Ohne dies hätte man hier auf Bali einfach stets etwas Besseres zu tun. Während meiner Zeit dort habe ich viele Menschen getroffen – Blogger, Reisende, Freelancer. Selbst eine Person in Festanstellung habe ich kennengelernt. Ausnahmslos alle hatten großes Interesse an dem was sie taten und schätzten die Freiheit, ihren Job von unterwegs erledigen zu können.

Geben und Nehmen

Arbeiten von überall – das scheint für einige Freelancer, Freiberufler:innen und Selbständige Teil des Alltags zu sein. Nun bin ich selbst keine Freelancerin, sondern stattdessen glücklich festangestellt. Als Festangestellte sehe ich es nicht als selbstverständlich an, eine solche Reise und die damit verbundenen Erfahrungen machen zu können. Wir, als Mitarbeiter:innen, sind selbst direkt daran beteiligt, unser Arbeitsleben zu gestalten. Selbstverständlich ist das Unternehmen mitverantwortlich, eine gewisse Grundlage zu schaffen. Dennoch sollten wir den Fokus und den Ausgleich zum „Geben und Nehmen“ nie vergessen. Gehen wir die Extrameile und wachsen ab und an über uns hinaus, machen vor Herausforderungen keinen Halt und sind bereit, Neues auszuprobieren und dabei auch mal zu scheitern. Nach einer Reise zuzugeben, wieviel wir wirklich gearbeitet haben oder nach einem Fehler ehrlich damit umzugehen. Sind wir bereit, uns in das Unternehmen mit einzubringen, dann können wir gemeinsam Großes schaffen und Kultur und Kommunikation mitgestalten.

Diese Freiheit brachte mich zum Schreiben, dieses Blogbeitrags. Ich bedanke mich bei all denen, die mir Einblicke in ihre Welt gegeben haben. Sowie bei all denen, die mir ihr Vertrauen entgegengebracht haben. Zudem geht dieser Text an all die Unternehmen, die Freiheit schaffen wollen und ihren Mitarbeitenden eine weitere Möglichkeit zur Bindung entgegenbringen –vertraut all denen, die Ihren Job lieben und lasst Sie raus in die Welt. Sie werden mit neuen Inspirationen und mit enormer Motivation zurückkommen.

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